Die ‚Entmythifizierung‘ der Pläne zur Energiewende
Alternativen zum Ansatz ‚Alles elektrisch mit Strom aus EE‘
Um die Transformation der Wirtschaft zur Klimaneutralität ranken sich viele Mythen und Märchen – damit wird der Sache ein Bärendienst erwiesen. Genauso wie das kompromisslose Beharren auf Maximalforderungen zu weiteren Mythen führt.
Das ist nicht gut für den Zusammenhalt der Gesellschaft, die dadurch in ‚Gläubige‘ und ‚Leugner‘ gespalten wird. Nicht dass es das im Mittelalter nicht schon mal gegeben hätte – aber wollen wir – selbst für die ‚Gute Sache‘ wieder dahin zurück?
- Deutschland muss seinen CO2 Ausstoß auf Null reduzieren, um die globale ‚Klimakatastrophe zu verhindern.
Das ist einfach eine maßlose Überschätzung dessen, was Deutschland beitragen kann.
Hierzu der Vergleich des weltweiten CO2 Ausstoßes mit dem Deutschlands.
Glaubt wirklich jemand, dass sich in der Welt etwas ändert, wenn Deutschland seine Emissionen radikal auf Null reduzieren würde? (Und dabei seine wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit verliert)
Auch das Argument, Deutschland müsse vorangehen, sticht so nicht – es mag genug Gründe geben, auf eine weitestgehend von äußeren Zwängen unabhängige Energiepolitik zu transformieren – aber die Welt wird Deutschland eben nicht retten und auch nicht ‚alle anderen‘ dazu animieren können, dem Deutschen Weg zu folgen.
Ganz ohne Zweifel birgt eine solche Transformation auch die Chance, die dabei entwickelten Technologien zu einem wirtschaftlichen Erfolg zu machen, indem wir sie erfolgreich vermarkten. Dazu braucht Deutschland jedoch eine starke Industrie, die technologieoffen forschen und erfolgreich produzieren kann. Das wird dann eine Erfolgsstory!
Die Vorgaben, Deutschland müsse im Rekordtempo klimaneutral werden, verhindert aber eben dieses. Um tatsächlich ein Leuchtturm Projekt zu sein, ist es erforderlich, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland ein starker bleibt.
Die derzeitige Bundesregierung erreicht aber genau das Gegenteil davon. Innerhalb der 22 führenden Industrienationen ist Deutschland nach nur einem Jahr Ampel von einem der Spitzenplätze auf Platz 18 abgerutscht – ein trauriger Rekord. Eine erfolgreiche Wirtschaftsnation sieht anders aus.
Quelle: Untersuchung der EU Kommission Anfang des Jahres 2023.
- Um Klimaneutraliät zu erreichen, muss der gesamte Energieverbrauch auf Erneuerbare Energien, bevorzugt Strom aus Sonne und Wind, umgestellt werden. Wo das nicht möglich ist, muss auf durch EE erzeugten Wasserstoff umgestellt werden.
Eine ambitionierte Forderung!
Hier werden gleich mehrere Mythen (implizit) verbreitet:
a) die komplette Umstellung auf Strom aus EE ist möglich
b) alle dazu benötigten Technologien sind verfügbar und auch großtechnisch einsetzbar
c) die dazu erforderliche Infrastruktur ist schnell und günstig verfügbar
d) Klimaneutralität geht nur, wenn kein CO2 ausgestoßen wird.
Zu a) „die komplette Umstellung auf Strom aus EE ist möglich“:
das ist ein Märchen.
Mal ganz abgesehen davon, dass wir z.B. in vielen Bereichen der Industrie durchaus fossile Rohstoffe benötigen, die wir eben nicht ersetzen können.
Wir reden hier also bestenfalls davon, überall Strom aus EE als alleinig erlaubte Energiequelle zu verwenden.
Das, was bei einem Einfamilienhaus mit einer PV Anlage zur Stromversorgung funktioniert, klappt nur ca. 7 Monate im Jahr, weil in den Wintermonaten eben nicht genug EE erzeugt wird. Der Einfachheit halber verzichte bei dieser Betrachtung mal auf die Wärmeerzeugung… wird schon so eng genug.
Die Energiebilanz einer PV Anlage mit 11kwh Pufferspeicher und 3,5kw Spitzenleistung auf einem Einfamilienhaus erreicht ca. 7 Monate im Jahr einen sehr hoher Grad an Autarkie – und im Winter eben nicht.
Und damit soll ein Handwerksbetrieb oder ein Industriebetrieb arbeiten können?
Dazu kommt: auch die Autarkie im Sommer ist nur scheinbar – alle PV Umrichter sind nämlich Netzgeführt, d.h. sie beziehen die Frequenzvorgabe aus einem funktionierenden Stromnetz. Bei einem evtl. Netzausfall würden die abgeschaltet, und liefern dann gar keinen Strom mehr. Ohne die Synchronisation aufs Stromnetz geht überhaupt nichts – und das gilt auch für WKA.
Und jetzt möge mir mal bitte jemand schlüssig erklären, wie dieses Modell bei einem Mittelständler oder sagen wir mal der BASF oder einem Chip Produzenten funktionieren soll. Gerade letzterer hat nicht nur einen massiven Energiebedarf, sondern braucht auch 100% Unterbrechungs- und schwankungsfreie Stromversorgung.
Wer behauptet, das ginge mit den vorliegenden Plänen, ist ein Märchenerzähler – und zwar ein schlechter.
zu b) „alle dazu benötigten Technologien sind verfügbar und auch großtechnisch einsetzbar“:
Leider ein weiteres Märchen. Es wird ja immer behauptet, dass bloß ausreichend Speicher gebaut werden müssten, damit bei der sog. ‚Dunkelflaute‘ überbrückt werden kann.
Dabei wird unterschlagen, dass die Akku Technologie eben nicht ausreichend entwickelt ist, um als zuverlässiger und bezahlbarer Speicher zu dienen.
Abgesehen vom Akkupreis degenerieren chemische Speicher und weisen ca. 20% Ladeverluste auf.
Das ist so als würde ich, um 10 l Diesel in den Tank füllen wollen und dabei gehen 2 l verloren, ich müsste also 12 Liter tanken ……. und im Laufe der Zeit passen eben nicht mehr 10 l in den Tank, sondern nur noch 8 oder 7 …….
Jetzt mag man ja sagen, das wird schon noch…. ja vielleicht.
Die Absurdität, wirklich auf Akku Speicher zu setzen offenbart sich, wenn man mal als Gedankenexperiment einen Speicher, der Deutschland für 1 Tag mit Energie versorgen soll, betrachtet.
Bei dieser Rechnung kommt ein Akku heraus, der fast die pro Jahr weltweit geförderte Menge Nickel (ja, auch Li/Ionen Akkus enthalten Nickel) enthält – und das nur für Deutschland. Selbstverständlich wird niemand einen solchen zentralen Akku bauen – aber die Ressourcenrechnung bleibt dieselbe, auch wenn die Gesamtkapazität verteilt wird.
Das Prinzip Hoffnung lässt erwarten, dass sich die Energiedichte von Akkus mit der Zeit verbessern wird – die Frage ist bloß, um wieviel.
Pumpspeicherkraftwerke sind auch immer wieder im Gespräch – geht natürlich – wenn man die Höhenunterschiede hat und die ausreichend großen Wasserreservoire.
In Portugal wurde jetzt ein solches Pumpspeicherkraftwerk mit viel Medienpräsenz eröffnet – der Stausee dafür ist 12 Km lang und kann tatsächlich ca. 200.000 Menschen für 8 Stunde mit Strom versorgen ……….
Jetzt kommt der Einwand, dafür brauchen wir ja Wasserstoff, der aus EE erzeugt wird um dann als Energiespeicher zu dienen, der beliebig eigesetzt werden kann.
Von der Idee her prima, wenn da nicht das Thema Wirkungsgrad wäre. H2 ist nur gekühlt auf -252° Celsius oder unter hohem Druck (300-1000 Bar) sinnvoll zu lagern, wobei bei gekühlten H2 pro Tag ca. 3% durch Verdampfen verloren gehen.
Der Gesamtwirkungsgrad von Wasserelektrolyse – Speichern kommt auf ca. 25% – das bedeutet, um 100 kWh Energie als H2 zu speichern, werden 500 kWh Strom benötigt. Wer also 0,7 TWH (ca. ½ Tagesverbrauch in Deutschland) als H2 Reserve speichern will, muss ca. 3 TWh (2 Tagesbedarfe) an überschüssiger EE erzeugen.
Dem wird gerne der Vorschlag entgegen gestellt, man können ja als Speicher ausgediente Speicher von Elektrofahrzeugen nutzen – kann man, aber werden die aus dem Grund ausgemustert, dass sie nicht mehr ihre volle Kapazität haben und größere Ladeverluste aufweisen. Bei einer mittleren Speichergröße von 50kWh eines KfZ Speichers wären für die erwähnten 0,7 TWh bräuchte man ca. 14 Millionen Stück davon – plus die erforderlichen Umrichter, damit die auch ins Netz einspeisen können.
Das ist sicherlich eine mögliche Lösung – die Frage nach der wirtschaftlichen Effizienz bleibt offen.
Ich will mit diesen Ausführungen nicht sagen, dass das alles nicht funktioniert, dem ist keineswegs so. Fakt ist aber auch, dass die Fokussierung auf genau diese Lösung auf sehr viel Hoffnung und wenig Wissen über die Anforderungen einer hoch industrialisierten Gesellschaft beruht.
Zu c): „die dazu erforderliche Infrastruktur ist schnell und günstig verfügbar“
Keinesfalls – ein weiteres Märchen.
Verfügbar im Sinne ‚technisch machbar‘ – ein klares Ja.
Schnell im Sinne von ‚großtechnisch verfügbar‘ – ein ebenso klares Nein!
Preiswert? Wie kann eine fast komplett neue Energieinfrastruktur günstig sein?
Insbesondere das Thema ‚Schnell‘ bedarf einer genaueren Betrachtung.
Thema: Heizen. Der Grüne Königsweg sind Wärmepumpen, die mit EE betrieben werden.
Das Thema ‚fit für Wärmepumpen‘ lass ich mal aus.
Es gibt 43 Millionen Wohnungen in Deutschland, davon 1 Million mit WP Heizung.
Die Grünen wollen 400.000 neue WP pro Jahr verbauen und ab nächstem Jahr neue ‚fossile‘ Heizungen verbieten.
Bei dieser Erneuerungsrate dauert es knapp über 100 Jahre, bis die deutschen Wohnungen komplett mit EE beheizt werden – ein Jahrhundertplan also. Hari Seldon lässt grüßen.
zu d) ‚ Klimaneutralität geht nur, wenn kein CO2 ausgestoßen wird‘
Das stimmt selbstverständlich so nicht.
Klimaneutralität funktioniert auch, wenn insgesamt soviel CO2 gebunden wird, wie durch was auch immer für Prozesse frei gesetzt wird. Die CO2 Abscheidung ist ja kein Geheimnis – jeder Kreislauftaucher und jeder U-Boot Fahrer überleben nur deshalb, weil das erzeugte CO2 wieder abgeschieden wird.
Eine Technologie, die CO2 bei der Entstehung abscheidet und dann wieder z.B. zur Produktion von E-Fuels oder Methanol verwendet ist selbstverständlich genauso klimaneutral, wie ein Ansatz, die Entstehung von CO2 komplett zu vermeiden.
- Wie könnte also eine gelungene Energiewende auch aussehen?
Zunächst einige Grundanforderungen:
a) Eine Beschränkung auf genau eine Technologie ist viel zu kurz gedacht.
Für eine gelungene Energiewende ist die Beschränkung auf genau eine Technologie nicht nur zu kurz gedacht, sondern vor allem einmal massiv hinderlich.
Es müssen alle möglichen Technologien möglichst parallel zum Einsatz kommen – so lässt sich der erforderliche Zeitrahmen straffen.
Genauso, wie das Füllen eines Gefäßes mit Wasser aus nur einem Zulauf seine Zeit braucht, die durch die Nutzung mehrerer Zuläufe parallel verkürzt werden kann, wird auch eine erfolgreiche Energiewende unter Nutzung aller geeigneten Technologien den erforderlichen Zeitrahmen drastisch verkürzen.
Wer hier Denkverbote und Einschränkungen fordert, sabotiert die Energiewende, statt sie zu beschleunigen.
Also muss auch eine mögliche CO2 Kreislaufwirtschaft genauso möglich sein, wie eine temporäre Laufzeitverlängerung bestehender AKW und die Evaluierung neuer Reaktor Technologien (Dual Fuel, Laufwellen Reaktor …).
Das Gleiche gilt für E-Fuels, die z.B. hervorragend für den Einsatz im Luftverkehr, der Schifffahrt und dem Strassenschwertransport unerlässlich sind.
Diese – und mögliche andere Ansätze – dürfen nicht durch Denkverbote und eine Arroganz, den allein selig machenden Weg zu kennen blockiert werden.
b) die Energiewende muss den Wirtschaftsstandort Deutschland stärken.
Eine gelungene Energiewende kann nicht darauf basieren, dass eine Technik zum Königsweg erklärt wird. Schon gar nicht eine, die noch gar nicht im großen Maßstab verfügbar ist.
Eine gelungene Energiewende am Wirtschaftsstandort Deutschland erfindet mehrere funktionierende Technologien, setzt diese ein und exportiert sie auch in andere Länder.
Wer Akkutechnologie und PV Anlagen aus China allen Ernstes als Königsweg propagiert, hat aus der fatalen Abhängigkeit von Russland nichts gelernt.
c) die Energiewende muss sozial verträglich sein – andernfalls werden wir soziale Verwerfungen in ungeahntem Ausmaß erleben
Wer eine Energiewende im Hauruck Verfahren durch Verbote ohne sinnvolle und praktikable Alternativen fordert, mag schöne Visionen haben, hat aber den Kontakt zur Wirklichkeit völlig verloren. Wer glaubt, alles verordnen und dann mit 100ten von Milliarden möglich zu machen, lebt in einer Traumwelt.
Enteignung von Millionen Wohnungs- und Hauseigentümern ist eben KEIN gangbarer Weg.
Exportieren unserer Arbeitsplätze ins Ausland auch nicht.
Wir brauchend) die Energiewende muss in einem angemessenen Zeitrahmen umsetzbar sein.
Es mag den Protagonisten der ‚Energiewende sofort und um jeden Preis‘ Fraktion nicht gefallen – aber eine derart radikale Umstellung der Wirtschaft in Deutschland ist nicht über Nacht und schon gar nicht per Verordnung zu haben.
Das ist auch gar nicht notwendig – es reicht, wenn Deutschland eine beweisbare Technologieführerschaft vorlegt – dazu ist aber Ingenieurswissen und Offenheit für jede geeignete Technologie erforderlich und eben nicht das Vertrauen auf Technologie aus China.
Die Ampel möge sich bitte dieser Argumentation anschließen und auf der Technologieoffenheit bestehen. Ein One-Trick-Pony wird jedenfalls keine funktionierende Energiewende zustande bringen, aber wir sehen ja nach grade mal einem Jahr Ideologie getriebener Ampelpolitik, daß von den 22 OECD Staaten nur noch GB wirtschaftlich schlechter dasteht als Deutschland..
In einem Jahr von einem Spitzenplatz zum Schlusslicht – eine verheerende Bilanz der Ideologen und Träumer!
Mündige Bürger sollten für das Gelingen der Energiewende Offenheit für jede Technologie fordern – wenn diese Herkulesaufgabe mit mehreren Ansätzen parallel angegangen wird, erhöht das die Chancen für den Erfolg und stärkt unsere Wirtschaft!