Energiewende ja gerne – aber richtig!

Für manche sind wir mit der Energiewende schon mittendrin, für andere auf einem Irrweg und für andere grade erst am Anfang. Und manche halten das Ganze ohnehin für Blödsinn.

Ich möchte hier mit Fakten den Nebel der verschiedenen Ideologien vertreiben, damit wieder ein sachliches Diskussionsklima entsteht.

Ideologien werde ich so gut es geht ignorieren. Unwahrheiten, die sowohl Befürworter als auch Gegner verbreiten werde ich so gut es geht als solche entlarven.

Ob das Ganze ‚Sinn‘ macht, werde ich ganz bewusst nicht beantworten. Mein Augenmerk gilt eher dem ‚wie‘ unter der Annahme, Deutschland möchte ’die Energiewende‘ ohne substantielle Wohlstandsverluste und wirtschaftliche Schäden durchführen.

 

Zuerst einmal eine Zusammenfassung über den Energieverbrauch Deutschlands. Quelle: Umweltbundesamt.

Bild 1: Stromverbrauch in Deutschland von 1991 bis 2019

Bild 2: Stromverbrauch nach Sektoren

Bild 3: Gesamtenergieverbrauch in Deutschland

Bild 4: Energieverbrauch nach Sektoren und Energieträgern

 

Den Grafiken lässt sich entnehmen:

  • seit 2002 ist der deutsche Stromverbrauch trotz Produktionssteigerungen und Bevölkerungszuwachs annähernd konstant bei ca. 500 TWh pro Jahr.
    Knapp die Hälfte davon wird von der Industrie verbraucht, der Rest verteilt sich annähernd hälftig auf Gewerbe, Dienstleistungen, Handel sowie die privaten Haushalte.
  • Auf das Verkehrswesen entfallen ca. 2,4% des Gesamtverbrauchs an Strom.
  • Der gesamte Energieverbrauch in Deutschland beträgt rund 2500 TWh pro Jahr – inklusive Strom.
  • Dieser verteilt sich zu 30% (751 TWh) Verkehr, 30% Industrie, 15% Gewerbe, Handel, Dienstleistungen sowie 25% (636 TWh) private Haushalte.
  • Lediglich im Verkehrswesen gibt es mit Mineralölprodukten einen dominanten Hauptenergieträger. (706 TWh)
  • Industrie und Gewerbe beziehen ihre Energie überwiegend aus Gas und Strom.

 

 

 

Als nächstes ein paar Behauptungen, die in den Medien und Diskussionsrunden kursieren:

  • Wir müssen die Energiewende jetzt schaffen, um die Klimakatastrophe zu vermeiden.
  • Alle erforderlichen Technologien sind vorhanden.
  • Fossile Kraftwerke sind von Gestern.
  • Fossile Energieträger – auch Gas – müssen vollständig ersetzt werden.
  • Kernkraftwerke stellen ein hohes Risiko einer katastrophalen Fehlfunktion (Meltdown) dar.
  • Das Abfallproblem der AKW ist ungelöst und besteht über Millionen von Jahren.
  • Unsere Energieverschwendung steigt völlig unnötig.
  • Es wurden keine Anstrengungen unternommen, den Verbrauch zu senken.
  • Wir müssen nach Möglichkeit alles mit Strom aus Erneuerbaren Energien betreiben.
  • Wasserstoff ist der Energieträger der Zukunft.
  • Ohne herkömmliche Kraftwerke werden wir schwere Blackouts erleben.
  • Die ‚neuen‘ Kernkraftwerke erzeugen weniger Abfall.
  • Ein striktes Tempolimit bewirkt schon sehr viel.

Diese Behauptungen sind zwar griffig und eindringlich – aber das macht sie nicht automatisch auch zutreffend.

  • Wir müssen die Energiewende jetzt schaffen, um die Klimakatastrophe zu vermeiden.
    Das ist trotz aller Dringlichkeit der Formulierung natürlich so nicht zutreffend. ‚Wir‘ können den Klimawandel nämlich gar nicht aufhalten – selbst wenn wir Deutschland über Nacht in einen ökologisch betriebenen Agrarstaat verwandeln würden.
    Deutschland stößt ca. 1,5% des gesamten CO2 Aufkommens aus. Glaubt wirklich jemand ernsthaft, daß selbst eine sofortige Beendigung des deutschen CO2 Ausstoßes irgendetwas bewirken wird? Damit ist nicht gesagt, daß wir uns ohne etwas zu tun zurücklehnen sollten – aber es muss die Frage erlaubt sein, ob es nicht sinnvoller ist, sich auf das Mögliche zu konzentrieren und auf Diplomatischem Parkett Verbündete zu finden. Ein Deutschland, das der Welt voller Stolz erklärt, wie Klimaschutz geht, wird sich aber mit der Suche nach Verbündeten schwer tun.
  • Alle erforderlichen Technologien sind vorhanden.
    Öhhm – wie bitte? Klar, es stimmt, daß Photovoltaik und Windkraft gut entwickelt zur Verfügung stehen. Wer aber Energieerzeugung, Verteilung und Sicherung allein auf den Prozess der reinen Erzeugung reduziert, hat eindeutig einen schön gefärbten Tunnelblick. Solange wir unsere Energie mit zentralen Großkraftwerken erzeugt haben, war Volatilität der Erzeugung kein Thema. Die Erzeuger mussten – und konnten – sich auf Verbrauchsschwankungen einstellen und die Erzeugung entsprechend regeln.
    In einem EE Umfeld kommen erhebliche und nicht planbare Erzeugungsschwankungen dazu – deshalb gibt es ja auch die aktuelle Speicherdiskussion.
    Diese Speichertechnologie ist jedoch Stand heute bestenfalls als Prototyp in Form von Batterien und Pumpspeicher KW vorhanden – und keinesfalls ausreichend. Auch wenn jüngst in der Schweiz ein Pumpspeicher KW mit riesigem Stausee in Betrieb ging und gefeiert wurde. Diese Großanlage kann 20 GWh Energie speichern – das ist gemessen am Tagesverbrauch in Deutschland von 1,4 TWh eher bescheiden. Aber immerhin mal ein Ansatz.
    Bei Batterien sieht es dagegen finster aus. Die Speicherdichte aktueller Batterien beträgt ca. 100 – 150 Wh pro Kilo Batteriegewicht. Um die Energiemenge des erwähnten Pumpspeicher KW auf diese Weise zu speichern wären also Batterien mit insgesamt 133.333 Tonnen Gewicht erforderlich. Dazu kommt noch, daß Akkuspeicher ca. 20% Ladeverluste haben – d.h. ich muss 120 KWh laden, um nachher 100 KWh abrufen zu können.
  • Fossile KW sind von Gestern
    Zeitlich gesehen stimmt das natürlich. Es wird gerne mit dem Aspekt Umwelt und CO2 Ausstoß argumentiert. Außerdem wird auch gerne auf den schlechten Wirkungsgrad hingewiesen. Und in neuerer Zeit natürlich auf die Abhängigkeit der Brennstoffversorgung von zweifelhaften Staaten.
    Das ist jedoch nur ein Teil der Wahrheit.
    Das Thema Wirkungsgrad unterschlägt vollständig, daß zigtausende von Haushalten durch Kraft-Wärme-Kopplung mit Heizenergie und warmem Wasser versorgt werden. Dies erhöht natürlich den Wirkungsgrad, weil die ‚Abwärme‘ genutzt wird. Gleichzeitig verbrauchen diese Haushalte eben keine zusätzliche Energie zum Heizen und für warmes Wasser. Zur Erinnerung: Haushalte tragen zu rund 25% zum Gesamtenergieverbrauch bei.
    Und ja, die vergangene Energiepolitik hat uns in eine fatale Gasabhängigkeit von Russland geführt, die uns jetzt schmerzhaft auf die Füße fällt. Da muss natürlich die Frage erlaubt sein, ob es sinnvoll war, in aller Hektik perfekt funktionierende AKW und Kohle KW abzuschalten bzw. die Abschaltung zu planen, ohne daß tragfähige Konzepte zu einer stabilen EE Versorgung auch nur ansatzweise zur Verfügung standen. Stattdessen wurden mit erheblichem Aufwand Gaskraftwerke gebaut – die wohl teuerste Art mit fossilen Energieträgern Strom zu erzeugen. Und außerdem wurde unsere Energieerzeugung so ganz nebenbei an Russland ‚verkauft‘. Kein Wunder, daß wir jetzt erpressbar sind.
  • Fossile Energieträger – auch Gas – müssen vollständig ersetzt werden.
    Was bitte heißt ‚vollständig ersetzen‘ ?
    Nur für die Energieerzeugung? Nur für den Verbrauch im Verkehr?, der Industrie?, als Rohstoff für die Chemische Industrie?, was bitte?
    in dieser Pauschalität ist das völliger Unsinn. Öl und Gas sind für die Industrie wertvolle und nicht ersetzbare Rohstoffe. Kein Windrad, keine PV ohne diese Rohstoffe – die werden nämlich für die Produktion benötigt. Stellen Sie sich einfach mal Ihren Haushalt vor – ganz ohne Produkte, die diese Rohstoffe benötigen. Das gab’s im Übrigen schon mal – nannte sich frühes Mittelalter.
  • Kernkraftwerke stellen ein hohes Risiko einer katastrophalen Fehlfunktion (Meltdown) dar.
    Ganz unbestreitbar gab es seit Beginn der zivilen Nutzung von Kernenergie Weltweit insgesamt 3 schwere Zwischenfälle: Three Mile Island, Tschernobyl und Fukushima. Beim TMI Zwischenfall kamen alle mit einem ‚blauen Auge‘ davon.
    Bei den beiden anderen lässt sich wenig schönreden. Tschernobyl – technische Mängel und Menschliches Versagen. Fukushima – wissen wir alle.
    Das Unredliche an der ganzen Diskussion ist aber doch, daß diese 3 Vorfälle instrumentalisiert werden, um Kernkraft in Deutschland zu diskreditieren und um diffuse Ängste zu schüren.
    Ehrlicherweise muss schon anerkannt werden, daß Deutschland kein Erdbeben- oder Tsunami Gebiet ist und daß die bisher in deutschen AKW verbaute Technik eine völlig andere als in der ehemaligen Sowjetunion ist.
    Und man kann AKW auch unter erschwerten Bedingungen zuverlässig bauen und beherrschen. Die US Navy betreibt zig Kriegsschiffe (U-Boote, Flugzeugträger…) mit AKW als Energielieferant. Es hat bisher noch keinen einzigen Reaktorunfall auf einem dieser Schiffe gegeben. Und die Bedingungen auf einem Kriegsschiff sind sicher schwieriger als bei einem AKW an Land, fernab von Erdbeben- oder Tsunami Zonen.
    Scheint also zu gehen.
  • Das Abfallproblem von AKW ist ungelöst und besteht über Millionen von Jahren.
    Wieder so eine pauschalierte Behauptung, die vor allem mal Angst erzeugen soll.
    Finnland hat’s vorgemacht und ganz unspektakulär ein Endlager gesucht, gefunden und in Betrieb genommen – weil alle inklusive der finnischen Grünen das auch wollten.
    Deutschland zeichnet sich hier vor allem durch eine festgefahrene Verweigerungshaltung aus: Es war lange Zeit eine Kerndoktrin der Atomkraftgegner, daß wenn kein Endlager gefunden wird, die AKW von ‚ganz alleine‘ abgeschaltet werden müssten. Deshalb wurde erst halbherzig und dann ganz bewusst eben NICHT nach einem Endlager gesucht.
    Gleichzeitig wird immer so getan, als ob es sich um große Mengen handeln würde – das Gegenteil ist der Fall. Der gesamte AKW Abfall der USA, die seit den 50 Jahren AKW betreiben, würde auf einem Footballfeld Platz finden.
    Dazu kommt noch, daß die technische Entwicklung das Thema deutlich entschärft hat – während in Deutschland Denkverbote erlassen wurden und Know How abwanderte, ging die Entwicklung in der Welt weiter. Das was die letzte Generation der AKW als Abfall zurücklässt, ist für Reaktoren der nächsten Generation immer noch verwertbarer Brennstoff.
    Dieser wird durch den Einsatz in neuen Reaktoren nicht nur mengenmäßig reduziert, sondern die Halbwertszeiten der verbleibenden Rückstände sind deutlich kürzer.
    Wir müssen nicht mehr mit Millionen Jahren und gigantischen Mengen hantieren. Das Problem mit AKW in Deutschland ist kein Technisches sondern ein Politisches – fundamental Grüne wollen das nicht und schüren Ängste statt eine sachliche Diskussion zu ermöglichen.
  • Unsere Energieverschwendung steigt völlig unnötig.
    Stimmt – auf den ersten Blick. Verschwendung ist immer unnötig und ökonomischer Blödsinn. Aber ‚unsere‘ Verschwendung – wirklich? Alle verschwenden nur so einfach weil’s Spaß macht?
    Die Bilder 1-3 weiter oben sprechen eine andere Sprache – obwohl die Wirtschaftsleistung sich in den über 30 Jahren seit 1990 drastisch erhöht hat, ist der Energieverbrauch so gut wie konstant geblieben – mit einer leichten Abnahme. Das zeugt nicht wirklich von Verschwendung, sondern vor allem mal von einer deutlichen Effizienzsteigerung.
    Im Bereich der Haushalte ergeben sich geringe Steigerungen. Ob das mit der wachsenden Anzahl von Einpersonenhaushalten oder mit ‚Verschwendung‘ zusammenhängt weiß ich nicht. Aber ja – Energieverschwendung ist in der Tat völlig unnötig, wird aber nicht durch Zetern verringert, sondern nur dadurch, daß sich jeder selber an die Nase fasst.
  • Es wurden keine Anstrengungen unternommen, den Verbrauch zu senken.
    Auch hier verweise ich auf die Bilder 1-3 weiter oben.
    Trotz steigender Produktion ist der dafür erforderliche Energieaufwand konstant geblieben – das heißt, der spezifische Energieverbrauch ist gesunken.
    Und auch wenn immer auf die deutschen Autobauer geschimpft wird, daß sie keine Fortschritte beim Verbrauch erzielen, ist das vor allem mal Propaganda. Ich kann mich noch gut an mein Studentenauto erinnern – Kleinwagen mit 45PS und einem Verbrauch von ca. 9l/100km. Jetzt erlaube ich mir den Luxus einer gehobenen Mittelklasse mit 300PS und komme nach 80.000 gefahrenen Kilometern auf einen Durchschnittsverbrauch von 6,9l/100km. Scheint mir eine deutliche Verbrauchsverringerung zu sein und außerdem eine enorme Effizienzsteigerung.
    Natürlich kann sich die Frage stellen, ob’s nicht auch weniger Leistung täte – und die kann ich aus vollem Herzen mit ‚Ja‘ beantworten. Aber Spaß macht’s halt doch. Aber das Beispiel illustriert m.E. sehr gut, daß die Hersteller enorme Fortschritte in Sachen Effizienzsteigerung und Energieeinsparung erreicht haben – nicht nur bei Konsumgütern wie Autos.
  • Wir müssen nach Möglichkeit alles mit Strom aus Erneuerbaren Energien betreiben.
    Ob wir müssen, sei mal dahingestellt. Würde aber bedeuten, daß wir statt bisher 500 TWh pro Jahr 2000TWh pro Jahr an Strom benötigen. Die Preisfrage dazu: haben die Befürworter dieses Vorschlages eine Vorstellung davon, was es bedeuten würde, die Stromproduktion mal eben so mindestens zu vervierfachen?
    Laut Agora kann eine WKA p.a. ca. 6 GWh erzeugen. Für den derzeitigen Bedarf wären damit ca. 85.000 WKA rein rechnerisch erforderlich. Auf Nebensächlichkeiten wie Speicher, Reserveanlagen und Maßnahmen zur Sicherung der Versorgung bei Flaute verzichte ich erst mal. Für die Vervierfachung wären also 340.000 große WKA erforderlich. Ebenfalls rein rechnerisch und ohne Speicher und Grundlastsicherung. Kurzfristig geht anders – selbst wenn D 10.000 pro Jahr bauen würde, wäre das Ziel nach 34 Jahren erreicht. Ohne Stromnetzneuausrichtung und ohne Speichermöglichkeiten.
    Das sieht doch eher nach Träumerei als nach einem soliden Szenario aus.
    Aber in der Hoffnung auf die große Energiewende wurden ja erst mal Kohle KW und AKW abgeschaltet.
    Und selbst wen D das umsetzt – unser Beitrag zur Klimaveränderung beträgt ca. 1,5% – gewonnen wäre nichts dabei.
    Stelle mir die Frage, was die Verantwortlichen abends rauchen. Niemand würde ohne Fallschirm aus einem Flugzeug springen und dabei hoffen, daß ihm schon jemand rechtzeitig einen Fallschirm bringen wird.
  • Wasserstoff ist der Energieträger der Zukunft.
    Spätestens bei der Erwähnung Speichern kommt das Thema Wasserstoff Wirtschaft auf.
    Die Protagonisten erklären, H2 ließe sich speichern und bei Bedarf wieder entweder in Brennstoffzellen oder Wärmekraftwerken in Strom umwandeln. Stimmt – im Prinzip.
    Trotzdem mal eine kleine und oberflächliche Effizienzbetrachtung:
    H2 hat einen Energieinhalt von ca. 33 KWh pro KG. (ca. 3l Benzin). Zur Herstellung von H2 werden ca. 47KWh pro Kg benötigt. Das entspricht einem Wirkungsgrad von 70%. Ich lass‘ mal weg, daß H2 zum Speichern verdichtet werden und dabei gekühlt werden muss.
    Wenn ich aus H2 wieder Strom machen möchte, sieht die Bilanz in einer Wärmekraftmaschine verheerend aus: ca. 40% lassen sich im Extremfall grade so erreichen. Ergibt einen Gesamtwirkungsgrad von 28% …..
    Mittels Brennstoffzelle siehts etwas besser aus – diese hat einen Wirkungsgrad von 60% – insgesamt also 42% Gesamtwirkungsgrad ………..
    Allein, um den aktuellen Strombedarf mit dieser Technik zu decken wären also ca. 150.000.000.000 Kg H2 pro Jahr erforderlich, die mit 1.500 TWh Strom erzeugt werden müssten..
    Blöd nur, daß Brennstoffzellen selbst nach über 50 Jahren immer noch nicht günstig und für Großanlagen geeignet herstellbar sind. Daß die Dinger funktionieren, hat – mal wieder – das Militär bewiesen. Es gibt U-Boote mit Brennstoffzellenantrieb und auch die US-Navy testet Zerstörer mit Brennstoffzellenantrieb. Der springende Punkt ist: Hier werden Insellösungen implementiert, bei denen die Kosten keine Rolle spielen.
    Diese Preise kommen vor allem durch den Platinbedarf von Brennstoffzellen zustande. Eine 100KW Brennstoffzelle benötigt ca. 30g Platin. Um den deutschen Jahresbedarf an Strom mit Brennstoffzellen zu erzeugen, wären Brennstoffzellen mit einem Platingehalt von ca. 150 Tonnen nötig. Das entspricht der weltweiten Jahresproduktion an Platin – nur für Deutschland.
    Nun wird sicher keiner so verrückt sein, vollständig auf diese Technologie umstellen zu wollen. Für Teilanwendungen mag das sicher funktionieren – als Zwischenspeicher für Energie ist diese Technik aufwändig und daher eher für wichtige, aber eben doch Randgebiete, vorbehalten bleiben. Wenn das die alleinige Zukunft sein soll, fang ich mal lieber an Kartoffeln zu pflanzen und lerne stricken.
  • Ohne herkömmliche Kraftwerke werden wir schwere Blackouts erleben.
    Gerne wird, wenn es um EE geht, vorgebracht, daß unsere Stromversorgung damit massiv gefährdet wird und wir regelmäßig mit verheerenden Blackouts rechnen müssten.
    In dieser Allgemeinheit ist die Aussage ungefähr genauso wertlos wie die Behauptung, mit EE könnte die Energieversorgung Deutschlands sichergestellt werden. Beide Aussagen ignorieren vollständig, daß jedwede Massnahme Zeit (und Geld) erfordert. Natürlich müssten wir bei sofortigem Umstieg auf EE bei gleichzeitiger Abschaltung grundlastfähiger KW mit solchen Blackouts rechnen.
    Allen gegenteiligen Behauptungen zum Trotz sind die EE Stand heute eben NICHT imstande, durchgehend eine stabile und ausreichende Stromversorgung zu sichern.
    Erstens gibt es eben nicht zu jedem Zeitpunkt ausreichend EE und zweitens sind leistungsfähige Speicher zwar angedacht, aber eben nicht verfügbar – auch nicht für die nächsten 5-8 Jahre in Sicht. Dazu kommt, daß auch nicht die Spur eines realistischen Planes zur Sicherung der Stromversorgung besteht. Man hat zwar perfekt funktionierende AKW und Kohlekraftwerke abgeschaltet und den Rest dem Prinzip ‚Hoffnung‘ überlassen. Als ob sich die dadurch entstandenen Versorgungslücken durch Magie schließen würden. Der einzige ‚Plan‘ den die letzten Regierungen verfolgten, war mit schnell reagierenden Gaskraftwerken die gröbsten Lücken schließen zu können und den Rest ‚irgendwo‘ dazu zu kaufen. Ein solider Plan sieht anders aus. Zumal sich die Idee mit den Gaskraftwerken seit dem 24. 2. 2022 vollständig in Luft aufgelöst hat. Es ist unverständlich, daß wir heute, im August 2022 (!) immer noch darüber diskutieren, wie der ‚Plan gerettet‘ werden kann. Wenn hier keine substantiellen Fortschritte im Entscheidungsprozess stattfinden, werden wir uns mit der realen Gefahr nicht nur von Blackouts sondern auch von erheblichem Schaden für die heimische Wirtschaft schon im Herbst und Winter konfrontiert sehen.
    Ganz zu schweigen von sozialen Verwerfungen.
    Obwohl eben keine Überbrückungsspeicher zur Verfügung stehen und es ganz sicher noch Jahre dauern wird, bis es soweit ist, wird immer noch beharrlich verweigert, die letzten 3 AKW weiterlaufen zu lassen und die 3 wieder reaktivierbaren AKW in Betrieb zu nehmen. Ja, Brennelemente müssten beschafft werden, aber sowohl Kanada, als auch Australien und die USA haben die Bereitschaft diese zu liefern zugesagt. Auch die Reaktivierung der sog. Reserve Kohlekraftwerke wird immer wieder verzögert. Stattdessen wird der Fetisch der Klimarettung immer wieder als Vorwand genommen, einfach nichts zu tun.
    Bei dem 1,5% Beitrag Deutschlands zur Klimaveränderung wird es nichts bewirken, ob wir unseren Beitrag diese oder nächstes Jahr leisten. Es ist unverständlich, daß vor diesem Hintergrund noch immer herumlaviert wird.
  • Die ‚neuen‘ Kernkraftwerke erzeugen weniger Abfall.
    Die AKW der nächsten Generation nutzen den Brennstoff tatsächlich deutlich besser aus – in der Zerfallsreihe von Uran / Thorium wird weiter gegangen, als bisher. Damit werden 3 Effekte erzielt: 1) Aus den Brennelementen wird mehr Energie gewonnen als bisher, 2) die Halbwertszeiten der ‚abgebrannten‘ Elemente sind deutlich kürzer als bisher und 3) es fällt weniger und zudem weniger stark radioaktiver Abfall an. Z.B. können ‚alte‘ Brennelemente herkömmlicher Reaktoren noch weiter als Brennstoff genutzt werden.
  • Ein striktes Tempolimit bewirkt schon sehr viel.
    Ne – dazu sag ich jetzt nichts mehr – das Thema ist immun gegen jede Form von Argumenten und völlig emotional aufgepumpt.
    Alle wissen, daß das lediglich eine marginale Ersparnis bringt, die wenigsten Verkehrstoten gibt’s auf der Autobahn – aber das Argument wird immer wieder vorgebracht. Jeder, der seinen Spritverbrauch auch nur rudimentär beobachtet, weiß, daß er im Stadtverkehr den höchsten Verbrauch hat.
    Nicht nachvollziehbar, wieso immer ausgerechnet nach dem Tempolimit auf Autobahnen gerufen wird.

Fazit:

Wer bis hier gelesen hat, wird jetzt wahrscheinlich einwerfen, daß die Argumente ja so nicht anwendbar sind, weil bei jeder Maßnahme zur Energiesicherung davon ausgegangen wird, damit allein die Energiesicherheit Deutschlands zu gewährleisten.

Stimmt!

Weder EE alleine noch die Komplettumstellung von Allem auf Strom noch der massenhafte Bau von AKW oder WKA (Windkraftanlagen) oder Photovoltaik als alleinige Energiequelle sind realistische Szenarien.

Insbesondere ist es kein Szenario, erst mal das ‚unerwünschte‘ abzuschaffen und dann zu hoffen, es werde sich dann schon eine Lösung ergeben.

Was ich bei den Befürwortern der Energiewende schmerzlich vermisse:

  • die Einsicht, daß jedwede Energiewende vor allem mal ein Projekt der globalen Politik ist.
  • die Einsicht, daß zwar die Technologien zur Erzeugung von Strom – sowohl EE als auch ‚konventionell‘ durchaus vorhanden sind, daß aber im Bereich EE allenfalls ein grobes Konzept zur Sicherung einer Grundlast vorhanden ist und keinesfalls ausgereifte Technologien dafür zur Verfügung stehen.
  • die Einsicht, daß es bis heute immer noch keine tragfähige Speichertechnologie gibt
  • die Einsicht, daß Wasserstoff zwar im Prinzip ganz nett ist, wenn er aus EE erzeugt wird, daß es aber egal wie man’s dreht und wendet, noch mindestens 8-10 Jahre dauert, bis da nennenswerte Mengen kommen und zumindest eine rudimentäre Infrastruktur aufgebaut ist.
  • die Einsicht, daß die sog. Energiewende bis dato krachend gescheitert ist. Und zwar nicht, weil die bösen alten weißen Männer das blockiert haben, sondern weil die Befürworter dieser an sich guten Sache ohne Sinn, Verstand und Plan an die Sachen herangegangen sind.

Vor diesem Hintergrund kann ich nur feststellen, daß es – gelinde gesagt – eine grandiose Schnapsidee war, einen Atom- und Kohleausstieg zu beschließen, ohne auch nur die Spur eines Konzeptes zu haben, wie Stromversorgung mit EE Grundlast fähig und immun gegen die Schwankungen der Erzeugung sichergestellt werden kann.
Die Idee, Erzeugungslücken durch Gaskraftwerke zu schließen ist jedenfalls völliger Unsinn. Es ist erstens die bei weitem teuerste Art, auf konventionelle Weise Strom zu erzeugen. Zudem wurde sehenden Auges eine fatale Abhängigkeit von im Wesentlichen einem Lieferanten in Kauf genommen. Mit welchen Anstrengungen wir grade versuchen, dieser Abhängigkeit zu entkommen, muss nicht erwähnt werden.
Die Vorstellung, ‚konventionelle‘ Kraftwerke in Reserve zu halten, um Versorgungslücken zu überbrücken ist m.E. kompletter Unsinn. Im Endeffekt bedeutet dies, ca. 1/3 bis 1/2 des Gesamtbedarfs in Deutschland durch eine parallele Infrastruktur abzusichern, die vor allem mal Unsummen Kosten produziert. Diese ‚Reservekraftwerke‘ stehen bereit, sämtliche Fixkosten eines ‚normalen‘ Kraftwerkebetriebs fallen an, lediglich die Brennstoffkosten entstehen nur, wenn das KW tatsächlich benötigt wird. Natürlich werden diese unsinnigen Kosten auf den Strompreis umgelegt – kann ja jeder an seiner Stromrechnung sehen. Das ist ungefähr so, als hätte ich immer wenn ich Auto fahre noch einen Anhänger mit einem Reserveauto dabei – tolle Lösung. D hat die höchsten Strompreise Europas und trotzdem wird von Grünen Ideologen unermüdlich das Märchen von der billigen EE verbreitet.
Hier wird die Unsinnigkeit einer ‚Alles-oder-nichts‘ Haltung offenbar:
Mag ja ein hehres Ziel sein, die Stromversorgung in D über Nacht auf 100% EE umzustellen – es ist zugleich eine völlig unrealistische Träumerei. Hier schlägt offenbar Ideologie den Verstand. Aus gutem Grund ist ein Technologiemix in der Stromerzeugung der Garant für Stabilität und Zuverlässigkeit.
D hatte einen solchen Mix aus Wasserkraft, Kohle und AKW.  Dieser wurde auf dem Altar der Ideologie geopfert.
Zuerst betrieben die Grünen das Ende vieler kleinen Flusskraftwerke. Argument damals waren die armen Fischlein, die in den Turbinen verschwanden. Von den 25% Stromanteil durch Wasserkraft ist nicht viel übrig geblieben.
Und weil ja AKW und Kohle ganz böse sind, wurde unermüdlich mit dem Märchen, das alles ließe sich durch PV und WKA problemlos ersetzen, dafür Stimmung gemacht, diese OHNE eine tragfähige Alternative mal eben abzuschalten. Daß die Merkel Regierung sich auf diesen Deal einließ, grenzt schon an Verrat an der deutschen Wirtschaft.
In ähnlicher Sturheit werden Biogasanlagen behindert – das Argument der Nahrungsmittelverschwendung in solchen Anlagen ist einfach nur eine Lüge. Es sind alle kompostierbaren Abfälle inklusive Gülle zur Biogaserzeugung geeignet, aber in der Welt der Gesetzgeber werden Kleinanlagen begünstigt und der Ausbau größerer Anlagen maximal behindert.

Was soll das? Hier besteht Potenzial für ca. 15% – 20% der Stromerzeugung …………

Lange Rede kurzer Sinn: Die Energiewende ist krachend gescheitert, und zwar nicht, weil es nicht geht, sondern weil sich unsere Grünen in Wunschdenken gefangen völlig von der Wirklichkeit entfernt haben. Jahrelang wurde das Märchen von der einfachen Energiewende erzählt. Der einzige Plan war, erst mal ‚Atomausstieg‘, dann ‚Kohleausstieg‘ und dann Prinzip Hoffnung, daß es schon irgendwie gehen würde.
Tut es aber nicht! Jeder, der sich mit Großprojekten auch nur rudimentär beschäftigt weiß, daß eine gute Planung die Basis von allem ist. Daß jeder Plan beim ersten Kontakt mit der Wirklichkeit nicht mehr stimmt – geschenkt. Aber so ganz ohne Plan? Wieviel muss man sich spritzen und vor allem was, um sowas ernsthaft zu glauben und zur Handlungsmaxime zu machen?

Wie könnte die Energiewende gelingen?