Das Scheitern der Corona Politik oder die verlogene Allmachtsphantasie

11. 12. 2020

Allenthalben ist das Klagen zu hören – ‚die Anzahl der Infizierten ist zu hoch‘, ‚wir rufen den Katastrophenfall aus‘, ‚wir brauchen einen harten Lockdown‘, usw., da Capo ad libitum. Und das nicht erst seit Ende Oktober, sondern dieselbe Litanei haben wir auch schon im Frühjahr zu hören bekommen. Nachdem die Lage sich im Sommer entspannt hat, haben viele geglaubt, die im Frühjahr verhängten Maßnahmen seien erfolgreich gewesen – in Wirklichkeit haben wir lediglich das für alle Grippeviren übliche Phänomen beobachtet – nämlich, daß die ‚Viecher‘ im Sommer einfach nicht so aktiv sind.

Unsere Politiker haben sich das allerdings als Erfolg auf die Fahnen geschrieben. Heute wissen wir es besser.

Was ist schief gelaufen? Mit den ersten Meldungen über ein ‚neuartiges‘ Corona Virus ist fast die ganze Welt in Panik geraten. Bei Politikern brach hektische Aktivität aus und ein Wettbewerb, wer die drastischsten Maßnahme verhängt wurde losgetreten. (Wäre mal interessant zu analysieren, wie sich die ganze Welt angesichts einer sich schnell ausbreitenden und gefährlichen Krankheit in den Panikmodus begeben konnte. Daß eine Spaltung in Verfechter staatlicher Maßnahmen und ‚Corona-Leugner‘ stattfand, scheint keinen zu beunruhigen – wer nicht in Panik verfällt, muss ja notgedrungen ein Corona-Leugner und Verschwörungstheoretiker sein. Das hilft nicht wirklich.
Tatsächlich gibt es ausreichend Gründe, mit der praktizierten Politik zutiefst unzufrieden zu sein – ohne sich zu den Leugnern und Verschwörungstheoretikern zu zählen.

Damit es zu dieser Massenpanik kommen konnte, waren 3 Faktoren maßgeblich:
1) eine völlig verunsicherte Bevölkerung, die sich hilf- und orientierungslos fühlte. Die offen war, für ein Heilsversprechen, das sie von der Pandemie (und der Eigenverantwortung) befreien sollte.

2) Politiker, die nur zu bereitwillig eben dieses Heilsversprechen abgegeben hat – obwohl sie doch wissen mussten, daß es ein solches Heilsversprechen nicht geben konnte.

3) Eine Bevölkerung, die das abgegebene Heilsversprechen ‚Wir regeln das für Euch‘ nicht nur glaubte, sondern den damit verbundenen Maßnahmen bereitwillig folgte.

Und damit auch ja keiner am Heilsversprechen zweifelte, wurden und werden gegen Kritiker schwere Geschütze aufgefahren: ‚Willst Du etwa, daß meine Großeltern sterben?‘

Dieses Totschlagargument ist unterste Schublade und verdreht bewusst die Lage.

Interessant in diesem Zusammenhang ist eine Publikation des Bundesamts für Statistik von Anfang Oktober dieses Jahres. Zu finden hier: https://www.destatis.de/DE/Methoden/WISTA-Wirtschaft-und-Statistik/2020/04/sonderauswertung-sterbefallzahlen-042020.pdf;jsessionid=60B8776AEEB781E6DC80E5B80F948484.internet8732?__blob=publicationFile
In dieser wird festgestellt, daß sich bis dato im Jahr 2020 KEINE Übersterblichkeit im Vergleich zum Durchschnitt der letzten 5 Jahre nachweisen ließ. Oder anders ausgedrückt: die Corona Toten des Frühjahrs wären bis Anfang Oktober ohnehin gestorben. Das ist das tückische an Statistiken – sie sind immer interpretierbar. In diesem Fall war es so, daß der gewählte Betrachtungszeitraum lang genug war, um den Peak im April durch die Folgemonate – in denen eben weniger Menschen starben – auszugleichen. Und nein, ich behaupte nicht, daß es auf die paar Wochen mehr oder weniger nicht ankommt – aber es ist eben auch unredlich, so zu tun, als ob diese Menschen ohne Corona ewig gelebt hätten. Natürlich steht hinter jedem Todesfall Trauer und Tragik sowie individuelle Schicksale – keine Frage.

Was sich hier manifestiert ist das Versagen der Politik, die eben nicht mehrere Aspekte im Kampf gegen Corona abgewogen hat, sondern mal so eben alle Werte die unsere Gesellschaft ausmachen, in die Tonne getreten –  zugunsten des Wertes ‚Jeder Tote ist einer zu viel – koste es, was es wolle‘.

Kann man so tun – aber dann sollten die verhängten Maßnahmen bitte auch von Erfolg gekrönt sein. Sonst haben wir die meisten unserer Werte entwertet und trotzdem nichts erreicht.

Aktuell entsteht der Eindruck, daß sich eine kontraproduktive Koalition von Heilsversprechern (Politiker) und Heilsgläubiigen gebildet hat, die den Mythos, das Virus lasse sich durch nur hinreichend harte Maßnahmen ‚wegverordnen‘. Das wird nicht funktionieren. Warum auch? Das Fatale an dieser Konstellation ist doch, daß große Teile der Bevölkerung offenbar glauben, daß sich das Virus, wenn man nur ausreichend harte Maßnahmen ergreift, verflüchtigen wird. Das wird nicht geschehen. Und – die lt. Umfragen 80% der Bevölkerung, die ‚harte Maßnahmen‘ nicht nur gut finden, sondern auch einfordern, müssen sich die Frage gefallen lassen, warum sie denn Maßnahmen und Verordnungen brauchen, wenn sie doch zu der Erkenntnis gekommen sind, daß diese Notwendig sind. Warum befolgen sie nicht einfach das, was sie für richtig erachten?
Als Argument kommt dann häufig, daß man selber ja wolle, aber alle anderen und besonders die Kritiker des Vorgehens würden ja alles zunichtemachen.  Was denn? 80% wissen, was zu tun ist, wollem es aber nicht selber tun, sondern gieren nach strengen Verordnungen, die sie dazu zwingen, das zu tun, was sie ohnehin für richtig halten ……….

Diesen Widerspruch müssen sie erst mal erklären. Oder ist dies Ausdruck eines Wunsches nach der starken und autoritären Hand? Wollen diese Mitmenschen aus der Verantwortung, sich selber ‚vernünftig‘ zu verhalten stehlen?

Auf Seiten der Politik wird dieser Ruf nach der starken Führung willkommen geheißen – obwohl doch unseren Politikern auch klar sein muss, daß sich ein Virus eben NICHT weg verordnen läßt. Im besten Fall wird das zu einem Lockdown-Lockerungs Jojo Spiel führen – zumindest so lange, bis sich das Thema durch einen wirksamen und in ausreichender Menge verfügbaren Impfstoff erledigt hat. Ist das wirklich effizient?

Bis dahin werden erhebliche Kollateralschäden angerichtet sein. Der Glaube an eine ‚starke Führung‘ verfestigt sich, die Bereitschaft, Verantwortung selber zu übernehmen wird abgenommen haben (wir haben ja die starken Führer) und so ganz nebenbei wird ein wirtschaftlicher Schaden entstanden sein, unter dessen Folgen noch unsere Enkel zu leiden haben.

Wenn immer wieder auf die Asiatischen Länder verwiesen wird, die vergleichsweise gut durch die ‚Krise‘ gekommen sind, kommt oft das Argument, das seien autoritäre Regime. Für China mag das stimmen, für Japan und andere Länder eher nicht. Ein wesentlicher Unterschied zu uns ist allerdings ein kultureller Unterschied, den ich selber oft genug als sehr wohltuend erleben durfte: im ‚normalen‘ Alltag ist Distanz zueinander eine Frage der traditionellen Höflichkeit. Sich so wie bei uns hemmungslos auf die Pelle zu rücken, gilt als extrem unhöflich. Diese Tabu wird nur in wenigen Situationen aufgehoben – wie z.B. ÖPNV oder Partys, zu denen die Menschen dann aber freiwillig gehen. Beides Situationen, die sich eben leicht kontrollieren lassen. Wenn dies unterbunden wird, ist schon sehr viel erreicht – im Alltagsleben wird Distanz gewahrt. Wir sind geneigt, das als Disziplin der Asiaten zu bezeichnen – in Wirklichkeit ist dies ein fundamentaler kultureller Unterschied.

Wie wäre es denn mit einem Alternativszenario:
Die Politik sagt den Menschen die Wahrheit, daß es eben nicht möglich ist, Viren einfach weg zu verordnen.
Die Politik sagt den Menschen die Wahrheit, daß es nämlich die Verantwortung und Pflicht jedes einzelnen ist, sich und andere durch vernünftiges und verantwortliches Handeln zu schützen. Schließlich ist es kein Hexenwerk, sich nicht bei jeder Gelegenheit auf die Pelle zu rücken. Es ist kein Hexenwerk, dichtes Gedränge zu vermeiden, es ist keine Zauberei, sich nicht gegenseitig anzuspucken, anzuniesen oder anzuhusten. Ganz einfache Hygiene und Höflichkeitsregeln, die eigentlich selbstverständlich sein sollten.

Hier hat die Politik versagt indem zuerst Panik gefördert wurde und dann den Menschen das unerfüllbare Versprechen gegeben wurde, Ihnen die Verantwortung für eigenes Handeln durch Verordnungen abzunehmen und das Problem zu lösen. Es ist an der Zeit, genau diese Verantwortung einzufordern. Die Lösung kann nicht darin bestehen, ein unerfüllbareres Versprechen zu geben und dann zu hoffen, es werde dann schon rechtzeitig ein Impfstoff zur Verfügung stehen.
Auch wenn es jetzt so aussieht, als ob wir (ein grandioser Erfolg der Wissenschaft) nicht nur einen, sondern mehrere wirksame Impfstoffe in absehbarer Zeit verfügbar haben werden – selbst wenn wir es schaffen sollten, pro Tag eine halbe Million Menschen zu impfen – bis 50 Millionen Menschen geimpft sind, vergehen dann immer noch 100 Tage – mehr als 3 Monate.
Kleine Nebenrechnung: es sind 430 Impfzentren in Deutschland geplant – bei den angenommenen 500.000 Impfungen pro Tag wären das in jedem Zentrum knapp 1700 Impfungen pro Tag. Bei einem 8 Stunden Tag sind das dann mehr als 3 Impfungen pro Minute ………………… Man sieht also – das wird dauern.
Bis dahin wird uns eigenverantwortliches Handeln und eben nicht ein Verordnungswettlauf zur Profilierung von Politikern helfen müssen.